PRESSESTIMMEN:
Thurgauer Zeitung, 30. November 1998
Zumiker Musiker unter rumänischer Flagge
... Vollblutmusiker als Bratschen-Solist war in der darauf folgenden Uraufführung von Dan Dedius Komposition «Lichtung des Schreiseins» der im Orchester der Tonhalle Zürich wirkende Marius Ungureanu auf seiner herrlichen Viola, welche den Kirchenraum aufs leichteste füllte. Ihm und
den Zumiker - Musikern mit ihrem ständigen Leiter Paul Taylor ist das impressive Stück denn auch gewidmet. Es war evident, dass hierin persönliche Beziehungen die - erstmalige -Aufführung prägten: Solist und Orchester scheuten sich nicht, die Partitur expressiv darzustellen, erreichten Präzision im Zusammenwirken von erster Güte, so dass der philosophische Gehalt (Dan Dediu widmet sich in nicht geringem Masse philosophischen Studien) des auf dem Heideggerschen Lichtungs-Begriff basierenden zweiten Bratschenkonzerts voll zur Geltung kommen konnte. Der Effekt war phänomenal: Das (zentrale) Glissando, das «sul ponticello»-Spiel, pizzicati der linken Hand (Virtuosen wie Paganini, Vieuxtemps lassen grüssen), der - wohl absichtlich - durchsichtige Orchestersatz erwirkten derartige Begeisterung, dass sich eine sofortige Wiederholung der Uraufführung geradezu aufdrängte, was dann auch geschah. Darin -konnte aufs neue rnitverfolgt werden, wie diszipliniert alle Mitwirkenden agierten: Gehabte Eindrücke bestätigten sich. Ein gutes Beispiel empfindsam empfundener Musik moderneren Gehabes. Dass der hier agierende Solist auch Komponist
ist, mag wohl
seine Vertiefungsfähigkeit in das
Werk seines Kompatrioten erklären. Die
Darstellung des mit «6 rumänische Launen» titulierten Viola-Konzertes von Marius Ungureanu verriet - anders und doch ähnlich - Sensitivität sowohl für Folklore als auch für konzertante Faktur. Das Werk selbst gibt sich um einiges direkter, unartifizierter als das vor dem uraufgeführten Opus. Mag sein, dass zu den vokalen "Einlagen“(sie waren schon in Dediu's Komposition eingefügt) auch noch das Dislozieren des Solisten ums Orchester herum hiezu beitrug, jedenfalls fand man sich mit dem Zitat aus des Komponisten Beschrieb - «Ich denke, dass die ganze Musik aus Launen besteht und aus Launen entsteht, wenn sie mit Gefühlen vereinbart werden soll» - einig, konnte derartiges Gedankengut leichtens nachvollziehen.
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