PRESSESTIMMEN:
…«Die Natur braucht keinen Namen», schreibt Frisch seinem Geiser ein. Es regnet auch so… Was Hans Rudolf Twerenbold und Marius Ungureanu auf der Bühne zelebrieren, ist aber mehr als ein Zitat. Da bleibt viel Raum, nicht nur für die impliziten Zitate Frischs, sondern auch für die Köpfe im Publikum. «Der Mensch erscheint im Holozän», dieses Spätwerk von Max Frisch, erfährt in dieser Inszenierung eine Erweiterung, gewinnt den Raum, der ihm zusteht; dem Text, dem Stück, dem Geiser - dem Menschen überhaupt.
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Es ist die Probe aufs Exempel: Was vermag die Sprache, also Frischs Wortgewalt, und was kann die Musik? Funktioniert dieser Geiser auf der Bühne? Die Wechselwirkung, die sich zwischen Bratschenklängen und gesprochenem Text abspielt, evoziert eine erstaunliche Intensität, die - und das fasziniert vor allem - fast gänzlich frei von Pathos ist. Hans Rudolf Twerenbold spart nicht mit Emotionen, spielt den alten Geiser im Jähzorn, in der Resignation, einmal barsch, dann wieder philosophierend. Ungureanu dramatisiert, lässt die Klänge anschwellen, als stünde Geiser kurz vor dem Herzinfarkt, schlägt aber im nächsten Moment feinere Klänge an, verträumt, schwärmerisch. Und er greift auch selbst zum Buch, die Bratsche klingt weiter aus dem Off. Der eine wie der andere Geiser hängen Zettel an die Schnur, und schlägt der Schauspieler den Takt mit Blättern auf den Tisch, reisst der Musiker Seiten aus einem Buch. Seite für Saite: Erinnern und Vergessen. ...
Markus Bundi
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