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PRESSESTIMMEN:

Hermannstädter Zeitung,  08. Juni 2001

Von der Sehnsucht nach Phantasie


   „Die Musik ist ein Clown“ behauptet der gebürtige Hermannstädter Bratschist Marius Ungureanu, der seit 1989 u.a. im Orchester der Tonhalle in Zürich sitzt. Er gab am vergangenen Freitag ein Rezital im Hermannstädter Philharmoniesaal zur Klavierbegleitung von Verona Maier (Klavier).    
    Die meisten Werke erklangen  zum ersten Mal in Rumänien überhaupt. So die „Signs, Games and Messages“ von Gyorgy Kurtag; „Vier Requiems“ des Baseler Komponisten Andreas Nick, die Sonate für Bratsche und Klavier op. 147 von Dimitri Schostakowitsch. Schostakowitsch hatte diese Sonate einige Tage vor seinem Tod 1975 beendet. Er selbst sagte, er habe das Adagio dem Andenken Beethovens gewidmet, dessen Mondscheinsonate hier durchklingt. 
   Große Musiker wüssten eben um ihre Vorbilder, um diejenigen die vorgearbeitet haben, damit sie so komponieren können, sagt Ungureanu, dem es in seiner Interpretation vordringlich um die Wahrhaftigkeit geht, darum dem Komponisten gerecht zu werden, d.h. der Partitur, aber auch dem Instrument und nicht zuletzt der eigenen Befindlichkeit.  
     Nachdem er im ersten Teil ganz in schwarz gekleidet Kurtag, Nick und Schostakowitsch sozusagen „am Stück“ gespielt hatte, ohne den Bogen abzusetzen, sprach die Darbietung von Ungureanu im zweiten Teil alle Sinne an.  
      Als Clown gekleidet und geschminkt ließ der Bratschist aus dem Vorraum erst ein kleines Stück von Robert Fuchs (1847-1927), einem guten Freund von Johannes Brahms, erklingen und stürzte sodann in den verdunkelten Saal, um einige Akkorde des jungen rumänischen Komponisten Dan  Dediu (Jahrgang 1967) erklingen zu lassen, während eine der an der Wand angebrachten Zeichnungen (ein Werk von Irina, der 16-jährigen Tochter des Musikers) angeleuchtet wurden. Zu sehen waren darauf ein Fabelwesen, der „Griffon“ – abgeleitet von dem Titel von Dedius Opus „Préludes a l’après midi d’un (grif-)faun“ (Debussy lässt grüßen). Abwechselnd erklang Musik von Fuchs und von Dediu, neue Zeichnungen „sprangen“ den Zuhörern ins Auge. Von der Sehnsucht des Griffons nach der Phantasie war auf dem Flugblatt u.a. zu lesen: „Und so gehen sie (der Griffon und der Fuchs Robert) gemeinsam in ihren verschiedenen Welten auf die Suche (...), um für die Menschen die verlorenen Phantasie wieder zu finden.“ 
   Ungureanu selbst sieht sich als Griffon. „Ich bin der Griffon und ich komme auf keinen grünen Zweig, ich suche und finde nicht was ich suche und dann spiele ich Schubert, spiele ich mit Schuberts Musik.“  Zum Abschluß des Rezitals erklang Schuberts „Arpeggione“. Dieses Stück hatte Schubert seinerzeit für die sechsseitige sogenannte guitare d’amour geschrieben. Das Instrument gibt es nicht mehr, die Musik lebt weiter, weil die Bratschisten sie für sich entdeckt und sich ihr angepasst haben.  
   Schuberts Stück klang erfrischend neu nach so viel neuer Musik, ein Beweis mehr dafür, dass die Klassiker durch die Komponisten, die Nach-geborenen, aufgewertet werden, wenn es sich um echte Komponisten handelt. Dediu weiß sich den Klassikern verpflichtet, er spielt mit ihrer Musik und genau das tut auch der Interpret, Marius Ungureanu, dem Dediu schon einige Stücke gewidmet hat.                    
Beatrice Ungar

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Letzte Änderung: Donnerstag, 06-Sep-2012
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