PRESSESTIMMEN:

züri tipp 18.10.2002
Der gedoppelte Geiser

Geiser als Figur, musikalisch und physikalisch, als zwei Seiten derselben Person. Stephan Roppel inszeniert Frischs «Holozän» als theatralische Fuge, als leiselautes Kammerstück. Marius Ungureanus Bratsche trifft auf Hans Rudolf Twerenbolds Stimme. Klang und Mimik in Wechselwirkung – für ein Endspiel der fesselnden und zugleich beklemmenden Art.
… «Es werden Geschichten erzählt», bekundet Twerenbold sein Vertrauen in den Text – auch wenn sich nicht alles sprechen lässt. Kongenial dafür steht Marius Ungureanu mit seiner Bratsche. Er übersetzt die Tessiner Welt, den Donner und die Stille auf seine musikalische Art. Nicht in eigentlichen Melodien, mehr in sich wiederholenden Motiven schafft der Bratschist seinen Geiser. Die oft düsteren, manchmal aber auch schwebenden Klänge sind dabei weniger Untermalung oder Illustration des Sprechtextes, sie stehen ebenso für Geiser wie die körperliche Figur. Musiker und Schauspieler sind nicht nur die ganze Zeit (70 bis 80 Minuten) auf der Bühne präsent, sie stehen zueinander auch in stetiger Wechselwirkung, als zweistimmige Fuge, als zwei Seiten derselben Figur. …  
Denise Marquard

Tages-Anzeiger Kultur 21.10.2002

Max Frischs einsame Männer....
Es scheint, als seien sie schon immer so da gewesen. Die beiden Männer. Alt und polterig der eine (Hans Rudolf Twerenbold), dezent und abgründig der andere (Marius Ungureanu). Beide tragen sie die gleichen ausgebeulten Jacketts, die gleichen Hüte und Hosen. Beide verkörpern sie Herrn Geiser, die Hauptfigur aus Max Frischs Erzählung «Der Mensch erscheint im Holozän», Rentner aus Basel, verwitwet.…

…Alles, was Twerenbold Herrn Geiser formulieren lässt, gerät durch das Bratschenspiel und den hohen Gesang von Marius Ungureanu ins Schlingern. Die Interaktion zwischen dem Musiker und dem Schauspieler ist streng choreografiert. Und so findet Max Frischs exakt komponierte Textcollage im Wechsel von Musik und Sprache ihre gelungene Entsprechung.…
Charlotte Staehelin

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