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PRESSESTIMMEN:

Tages Anzeiger, 29.März 2003
Von Stufe zu Stufe bizarreres Purcell-Multirecycling
Braucht Musik Kunst-Dünger?
Nein, Kunst braucht Kompost.
Sechs Tonhalle-Musiker haben ihn geliefert.

Voila! Hier ist sie doch, die ultimative Devise für den übersättigten Wegwerf-Musikbetrieb, für den ausgelaugten Boden der Inspiration und die abgeholzten Ideenwälder. Sie heisst: kompostieren statt komponieren! Wozu auch mit immer neuen Opusnummern Raubbau betreiben an der Aufnahmefähigkeit des Publikums, die wir doch nur von unseren Kindern geliehen haben. Eine einzige kurze sechsstimmige Fantasia von Henry Purcell genügt schliesslich für eine so an Ideen reiche wie mit Pet-Flaschen vollgestopfte Late-Night-Stunde im Kleinen Tonhallesaal am Donnerstagabend. Hans Rudolf Twerenbold sollte den Pet-Müll eigentlich einsammeln, rezitiert aber stattdessen Lyrisches von Hans Gysi. Tiefgründige Texte, feurig poetische, komisch verwackelte, sich irgendwann selbst recycelnde Worte zur Ökologie von Umwelt, Denken und Musik.

Und dazu nun das Purcell-Multirecycling. Johannes Gürth, Marius Ungureanu, Antonia Siegers, Thomas Grossenbacher, Christian Proske und Jürg Luchsinger, die ihr Ensemble von drei Bratschen, zwei Celli und einem Akkordeon „Future Consort“ – wie denn sonst? – nennen, haben die genannte Fantasia wieder und wieder bearbeitet. Das Ergebnis klingt denn auch von Stufe zu Stufe bizarrer, mahlert, bartokt, avangardelt sehr gekonnt, gerät irgendwann im Wortsinne aus den „Fugen“ und mündet gar in elektronisch-ätherischen Schöngesang, mit dem die fortwährende Purcell-Reinkarnation im Nirwana angekommen scheint, vom Publikum mit atemloser Stille quittiert.

Stephan Roppel hat für eine professionelle Regie-Hand gesorgt, und alles in allem legte das Unternehmen von der kompostierenden Komposition bis zur bratschistischen Live-Rasur auf der Bühne so viele ungeahnte Begabung der sechs Tonhalle-Musiker frei, dass die Forderung sich aufdrängt: Mehr davon!
Von Michael Eidenbenz

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Letzte Änderung: Donnerstag, 06-Sep-2012
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